Um diese Zeit häufen sich beim Nabu Sigmaringen wieder die Meldungen über scheinbar hilflose Jungvögel, die Spaziergänger entdecken und dann mit nach Hause nehmen. Karl F. Gauggel vom Nabu Sigmaringen weist darauf hin, dass man die Vögel zunächst an Ort und Stelle belassen und sie nur aus der Entfernung beobachten sollte. Die Jungen vieler Vogelarten verlassen ihr Nest bereits bevor ihr Gefieder vollständig ausgebildet ist. Sie stehen jedoch durch Bettelrufe mit ihren Eltern in Verbindung und werden, wenn der Mensch sich entfernt hat, wieder gefüttert. Die fast flügge Vogelbrut verteilt sich nach dem Verlassen des Nestes in der Umgebung. Dies hat den Vorteil, dass nur einzelne Tiere und nicht die ganze Brut von natürlichen Feinden entdeckt wird. Wenn der Jungvogel auf der Straße oder mitten im Weg sitzt sollte man eingreifen und ihn an einem geschützten Ort, aber nicht weit entfernt vom Fundort, wieder absetzen. Vögel haben nur einen schwachen Geruchssinn und die Jungen werden im Gegensatz zu manchen Säugetieren nach Berührung von Menschen jederzeit wieder angenommen und versorgt.

Zu den natürlichen Gefahren, denen unsere Vögel ausgesetzt sind, kommen noch menschengemachte hinzu. Wenn die Altvögel z.B. Opfer durch den Straßenverkehr oder von Hauskatzen werden bleiben die Jungen hilflos zurück und verlassen hungrig ihr Nest. In diesen Fall kann menschliche Hilfe angebracht sein. Jungvögel haben jedoch selbst bei fachgerechter menschlicher Aufzucht und Pflege deutlich schlechtere Überlebenschancen in der Natur. Die Handaufzucht sollte deshalb nur bei wirklich verwaisten oder geschwächten Jungvögeln durchgeführt werden. Dies gilt auch für Jungvögel, die durch Sturm aus dem Nest geworfen wurden oder der Nistplatz durch Baumaßnahmen zerstört wurde. Bei manchen Vogelarten besteht bei Handaufzucht durch Menschen die Gefahr einer Fehlprägung, was eine Wiederauswilderung dann fast unmöglich macht.

Eulen verlassen oft als noch flugunfähige Jungvögel die zu klein gewordene Brutstätte und sitzen dann als Ästlinge bodennah auf Sträuchern oder Ästen. Solange Menschen in der Nähe sind kehren die Altvögel nicht zu den Jungtieren zurück. Man sollte deshalb junge Eulen in Ruhe lassen und nur wenn sie am Boden sitzen auf einen Ast absetzen, jedoch keinesfalls mitnehmen.

Zu Fragen einer artgerechten Versorgung von Jungvögeln kann Rat beim Nabu Sigmaringen durch Claudia Günthner Tel. 015161210841 oder Karl F. Gauggel Tel. 07571/52300 eingeholt werden.